Einwegmaske auf Wiese

Prof. (em.) Dr. habil. Klaus D. Aurada

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses standen die Anwendung und Weiterentwicklung der Systemtheorie in verschiedenen Maßstabsbereichen und ihrer theoretischen Potenzen für die Geowissenschaften, insbesondere auch ihrer interdisziplinären Aspekte (vgl. Abb. und Tab.): 

Die Forschungsprojekte „kleinräumiger“ Dimension (1965 bis 1983) dienten der Erkundung räumlich gegliederter Strukturen und Prozesse und ihrer mathematischen Verifizierung  mit Hilfe sowohl deterministischer als auch stochastischer Modelle. Ihre Ergebnisse als Vorhersage oder Steuerung von Prozessen in hydrologischen Systemen erfuhren durch ihre praktische Anwendung ihre korrekte wissenschaftliche Bestätigung. Sie bildeten die Voraussetzung für Vorhaben in „großräumigen“ Dimensionen (1983 bis 2006), wobei die Ableitung von Prozessen aus der Variabilität räumlicher Strukturen einen Schwerpunkt im regionalen Maßstab, insbesondere des Ostseeraumes, bildeten.

Die inverse Interpretationsmöglichkeit räumlich variierender (zweidimensionaler) bzw. pulsierender (dreidimensionaler) zellularer Systeme widerspiegelt ein geowissenschaftliches Grundprinzip, dessen systemtheoretischen Ordnungsprinzipien „Wandel als Veränderung in Raum und Zeit“ und „Wechselwirkung räumlich und zeitlich benachbarter Veränderungen“ (Ashby 1903-1972) sich bereits in Wittwers (1822-1908) zeitgenössischer Interpretation des Humboldtschen „Kosmos“ nachweisen lassen: „… Alles in der Natur wirkt nach den ihm gegebenen Gesetzen gleich­zeitig durch einander und die verschiedenen Naturerscheinungen bieten nicht das Bild einer Kette, sondern eines Netzes, in dem jede Masche nicht allein mit der vorausgehenden und der nachfol­genden, sondern auch mit den seitlich stehenden verbunden und von ihnen abhängig ist“ (1860/ 1861, 430; Hervorhebung i. O.); Humboldt hat den Begriff „Netz“ allerdings nicht benutzt.

Die theoretischen Konsequenzen der „Anwendungen des systemtheoretischen Kalküls in der Geographie“ (1982)  wurden zusammenfassend als Matrix eines „Kooperativen Geosystems“ (2003), als „Humboldt´s Netz“ (2011) formuliert:

 

 

Das Konzept kooperativer Systeme gestattet es unter Berücksichtigung unterschiedlicher Skalen, Selbstorganisation mit dem Ergebnis der Entstehung persistenter Strukturen (Genese) in evolvierenden Systemen aus variablen Prozessen der Selbstregulation (Dynamik) in respondierenden Systemen erklären zu können. Die anthropogen-soziotechnischen Beeinflussung durch Organisation (Raumordnung) und Regulation (Bewirtschaftung) widerspiegelt sich sowohl in dann co-evolvierenden als auch co-respondierenden (Geo-) Systemen.

 

 

Die „Logik und Logistik kooperativer Geosysteme‟ (Aurada 2008) wertet Ropohl im interdisziplinären Zusammenhang als „… spezielle Interpretation der Allgemeinen Systemtheorie …‟, die „… vor dem Hintergrund der Geographie die Ökosysteme als Teil der ‚Geosysteme‛ betrachtet‟ (a.a.O., 168).

 

 

Das Motiv der Graphik „Drawing Hands“ (1948) von M. C. Escher (1898-1972) symbolisiert nach Haken „Das Zusammenwirken von stochastischen und deterministischen ´Kräften´ (´Zufall und Notwendigkeit`) treibt die Systeme aus ihren urspünglichen Zuständen zu neuen Konfigurationen und bestimmt, welche Konfiguration schließlich verwirklicht wird“ (Haken 1982, 355).

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